Abschluß Sexocorporel Level 1

Abschluß Sexocorporel Level 1

Berufliche Ergänzung und oder neuer Weg?

Wer hätte je gedacht, daß der ursprünglich als Maschinenkonstrukteur und Informatiker ausgebildete Nick, der inzwischen seit über 16 Jahren in der Sexarbeit, als Callboy für Frauen und Paare, tätig ist, einmal den Weg in die Sexualtherapie finden würde? Nun, ich persönlich ganz bestimmt nicht, obschon es bei genauer Betrachtung gewissermaßen nahe lag.

Tatsächlich begegneten mir in den letzten Jahren immer wieder Kundinnen mit sexuellen Traumata und Erfahrungen sexueller Gewalt, Vaginismus oder Dyspareunie. Gewiß waren in solchen Fällen ein generelles Interesse an psychologischen Themen und meine Fähigkeit zur Empathie recht hilfreich. Allerdings fehlte mir dabei das fundiert professionelle Vorgehen und entsprechende Vokabular, auch wenn mein Umgang damit rein intuitiv, der Logik des Systems entsprechend, wohl stets angemessen und gut war.

Nachdem mich hingegen meine Lebenspartnerin auf eine Professionalisierung in diese Richtung aufmerksam machte, als Ergänzung zu meinem bisherigen Angebot und eventuell auch Zukunft meiner beruflichen Laufbahn, machte ich mich auf die Suche nach dem passenden Ausbildungsangebot. Dabei stieß ich auf Sexocorporel, beziehungsweise Sexualberatung und Sexualtherapie nach Sexocorporel.

»Der Sexocorporel bietet eine umfassende und präzise Beschreibung sexueller Phänomene, die eine genaue Diagnose, samt darauf aufbauender Behandlung, ermöglicht.«

(Quelle: Institut Sexocorporel International iSi)

Beim Sexocorporel wird überdies die untrennbare Verbindung Körper-Geist/Geist-Körper als grundlegende Einheit bezeichnet. Demnach hat jede Wahrnehmung, Emotion und Kognition (impliziter Körper) ihren Spiegel auf der neurophysiologischen Ebene (expliziter Körper) und umgekehrt. Dabei wird also vom Körper-Spiegel gesprochen. Wow, das ist interessant, das paßt zu mir und entspricht absolut dem was ich schon immer vermutete!

Der 27. August 2021 war für mich schließlich ein denkwürdiger Tag, denn zu meinem Glück fand ein Online-Infoblock zur Ausbildung Sexualtherapie statt. Hier lernte ich nicht nur die Ausbildungsziele und meine künftigen Dozenten Sybille Stahlberg und Diplompsychologe Michael Sztenc vom Institut für Embodiment und Sexologie kennen. In diesem Infoblock wurde mir darüber hinaus klar, daß ich tatsächlich meine zweite Bestimmung gefunden hatte! Ich meldete mich daher ohne Zögern an und reiste danach für meine zahlreichen Ausbildungswochen zum Basislehrgang Klinische Sexologie Sexocorporel in den Nordosten der Bundesrepublik Deutschland, nach Berlin.

Abschlußzertifikat

Im nachhinein betrachtet, jetzt da ich dieses erste Zertifikat in meinen Händen halte, muß ich zugeben, daß die Entscheidung diesen Weg zu gehen, neben meiner Tätigkeit als Sexarbeiter, eine der besten war, die ich je hätte treffen können. Es war eine extrem intensive und zum Teil gar emotional sehr aufwühlende Zeit in Berlin. Ich lernte die theoretischen (Embodiment) und praktischen Grundlagen (Sexocorporel) und auch viel Neues über mich selbst kennen. Ich weiß bereits heute, daß das hier bloß der Anfang ist, nicht der Abschluß oder gar ein Ende von irgendwas. Nein, ich werde auf jeden Fall weitermachen, sowohl als Callboy als auch in der Ergänzung dazu der therapeutischen/beraterischen Anwendung des neu erlernten Wissens!

Als nächstes werde ich mich nun um eine systemische Ausbildung kümmern, also um eine beraterisch-therapeutische Grundausbildung, um ab Herbst 2023 Sexocorporel Level 2, den Vertiefungslehrgang Klinische Sexologie Sexocorporel, antreten zu können.

Um diejenigen zu beruhigen, die jetzt fürchten, ich wäre in naher Zukunft nicht mehr als Callboy buchbar: Ich versichere Euch, daß ich meinen Herzensberuf nicht so schnell aufgeben werde. Im Gegenteil, ich bin glücklich damit und weiß, daß ich auch auf diese Art und Weise sehr vielen Frauen Gutes tue – nur jetzt mit noch etwas mehr Wissen als zuvor.

Ich freue mich also nach wie vor über jede einzelne Buchungsanfrage!

Herzliche Grüße, Nick Laurent

Und hier nun auch noch die genauen Details über die Ausbildungsinhalte und -leitung:

Ausbildungsinhalte

Der Basislehrgang vermittelt die theoretischen (Embodiment) und praktischen Grundlagen (Sexocorporel). Im Vordergrund steht die Entwicklung des eigenen verkörperten Verständnisses über den Zusammenhang von Körper und Geist – speziell im Bereich Sexualität.

Dazu gehören:

  • Das Modell sexueller Gesundheit mit seinen bio-psycho-sozialen Komponenten.
  • Kenntnis und Verständnis der sexuellen Erregungsfunktion und der Erregungsmodi.
  • Verkörpertes Wissen über eigene Erlebens- und Verhaltensmuster.
  • Aufbau der Fähigkeiten zur Entwicklung der sexuellen Erregungs- und Lustfunktion, in der Selbsterfahrung und in der therapeutischen/beraterischen Anwendung.
  • Kenntnis und Praxis verschiedener körperlichen Fertigkeiten und ihrer Wirkungen: Atmung, Bewegung, Körperhaltung, Muskeltonus.
  • Kenntnis und Praxis der Regulation emotionaler und sexueller Erregung über senso- und psychomotorische Techniken.
  • Befähigung zur Durchführung einer sexualtherapeutischen Evaluation.
  • Behandlung sexueller Funktionsstörungen.

Modul 1: Grundlagen des Sexocorporel in der Selbsterfahrung

  • Historische Entwicklung der Sexualwissenschaften im Allgemeinen und des Sexocorporel im Speziellen
  • Das Modell sexueller Gesundheit
  • Das Verständnis zwischen Körper, Geist und Umwelt im Sinne des Embodiment
  • Verkörpertes Verständnis der Wechselwirkung von Kognitionen, Emotionen und körperlichem Verhalten
  • Sexuelle und genderspezifische Sozialisationen
  • Die Erregungsfunktion (Erregungsquellen, -modi, -kurven, -steuerung)
  • Entwicklung der eigenen Wahrnehmungsfähigkeiten und der Steuerungskompetenzen emotionaler und sexueller Erregung

Modul 2: Verkörpertes Verständnis des Modells sexueller Gesundheit

  • Sexodynamische Komponenten
  • Gefühl der Geschlechtszugehörigkeit
  • Gefühl der Verbindung mit dem sexuellen Körper
  • Gefühl der Zugehörigkeit zur Gendergruppe (beziehungsweise -gruppen)
  • Attraktionskode und die Struktur des Begehrens
  • Auswirkungen und Umgang mit Überzeugungen und Glaubenssystemen
  • Abstimmungsprozesse in der sexuellen Interaktion
  • Verbale und non-verbale Kommunikationsfähigkeiten

Modul 3: Einführung in das therapeutische Vorgehen

  • Biologische und medizinische Grundlagen
  • Auftragsklärung und Evaluation
  • Entwicklung der Logik des Systems mit den Klient*innen
  • Störungsspezifisches Vorgehen bei; Ejaculatio praecox, Anorgasmie/Anorgastie
  • Prozeßsteuerung durch Enactments
  • Körperlesen und Evaluieren

Modul 4: Vertiefung von Evaluation, Diagnostik und Behandlungsmodellen

  • Die Struktur/Dynamik des Begehrens
  • Störungsspezifisches Vorgehen bei; Vaginismus/Dyspareunie, erektiler Dysfunktion, Anejakulation
  • Entwicklung von Enactments aus der Logik des Systems
  • Fähigkeiten der Selbst- und Prozeßregulation

Modul 5: Biologisches und soziales Geschlecht: Der Genderdiskurs

  • Störungsspezifisches Vorgehen bei; verschiedenen Formen ego-dystoner Sexualität, ausschließlichen Anziehungskodes (»Fetischismus« und »Paraphilien«), Genderdysphorie
  • Gefühl der Verbindung mit dem sexuellen Körper
  • Gefühl der Zugehörigkeit zur Gendergruppe oder -gruppen
  • Methoden zur Entwicklung sexueller Selbstsicherheit – im Selbsterleben und in der therapeutischen Anwendung

Modul 6: Steuerung sexueller und emotionaler Erregung

  • Sensomotorische und sensitive Methoden der Affekregulation und -abstimmung
  • Störungsspezifisches Vorgehen bei; Störungen der (sexuellen) Impulskontrolle, dranghafter Sexualität, Pädosexualität, Sex- und Liebessucht
  • Umgang mit sexuellen Traumata und Erfahrungen sexueller Gewalt
  • Methoden für die Arbeit mit Paaren
  • Vertiefung der Fähigkeit der Selbstregulation

Modul 7: Abschluß und Auswertung des Ausbildungsdurchgangs

Das 7. Modul faßt die Lernschritte der Module 1 bis 6 zusammen und bietet den Ausbildungskandidat*innen die Chance, eigene Entwicklungen und Erfahrungen darzustellen.

  • Zusammenfassung der theoretischen Inhalte
  • Selbstevaluation: Die Logik des eigenen Systems
  • Präsentation ausgewählter Aspekte (als Vortrag oder schriftliche Arbeit)

Ausbildungsleitung