Die Tätigkeit eines Callboys – was steckt dahinter?
Text: Miriam M. Mottl
(www.herzensdialoge.de)
Was macht eigentlich ein Callboy? Wie kommt man dazu Callboy zu werden und was muß man dabei beachten? Nick ist seit 14 Jahren als Callboy tätig. Seine freigeistige Natur hilft ihm dabei die Arbeit gut zu machen und Dinge nicht zu verurteilen. Aber wie kam Nick dazu als Callboy tätig zu werden? Die Frage höre er oft, sagt er. Er erklärt, daß er bereits in einer früheren Beziehung angefangen habe verschiedene Dinge auszuprobieren. Dabei bekam er viele Komplimente von Frauen für seinen zärtlichen Umgang. Nick hörte auch mal den ein oder anderen Spruch wie z. B. »dafür könntest du Geld nehmen«. Schlußendlich entstand so bei ihm die Idee daraus einen Job zu machen. Jedoch nicht nur wegen des Geldes, sondern auch um etwas Gutes damit zu bewirken.
»Manche Männer geben den Frauen nicht die Aufmerksamkeit, die sie verdienen«, erklärt er.
Die Tätigkeit eines Callboys besteht demnach vor allem im Geben.
Aber was macht letztendlich einen guten Callboy aus?
Die Tätigkeit ist nicht für jeden etwas, bestätigt Nick. Das Wichtigste dabei sei es, die eigene Sexualität in den Hintergrund zu stellen. Im Endeffekt sei nicht er derjenige, der etwas verlange. Daher sei es wichtig, das Geben in den Vordergrund zu stellen. »Wenn das eigene Ich in den Hintergrund gestellt wird, kann der Frau mehr Lust bereitet werden und es kann so viel mehr Nähe aufgebaut werden«, sagt er. Je mehr Nähe und Lust entsteht, desto mehr Spaß habe auch er selbst. Die Tätigkeit eines Callboys besteht demnach vor allem im Geben. Nick erzählt, daß er den Jungs, die sich als Callboys auf seinem Portal anmelden, grundsätzlich mit auf den Weg gibt, daß es nicht einfach nur um Sex geht. Abgesehen vom körperlichen Austausch geht es nämlich auch um den persönlichen Austausch.
Wenn Nick beispielsweise eine 3-stündige Buchung bekommt, sind 1.5 Stunden davon reine Kommunikation und persönlicher Austausch. In den restlichen 1.5 Stunden geht es dann um das Körperliche. Es gibt jedoch kein Drehbuch oder eine Anleitung. Vielmehr ist es ein fließender Übergang von einem Zustand in den anderen.
Nur 10 Przent seiner Buchungen kommen von Paaren, die anderen 90 Prozent sind von Frauen.
Für Nick ist es mittlerweile normal für seine Tätigkeit als Callboy Geld zu nehmen. Doch war das schon immer so? Oder war es beim ersten Mal komisch?
»Ja, das war schon speziell. Ich kann mich noch gut an die erste Buchung erinnern. Das war nachdem mein Entschluß Callboy zu werden feststand. Ich habe damals ein Zeitungsinserat geschalten. Zu der Zeit hatte ich noch keine eigene Website. Dann kam tatsächlich auch eine Anfrage von einem Pärchen. Das Gute daran war, daß die beiden auch relativ easy unterwegs waren und sich das Ganze dann nicht so komisch angefühlt hat. Aber man gewöhnt sich natürlich auch daran, Geld dafür zu bekommen. Das ist auch nichts Schlimmes, denn ich denke dieser Geldschein schafft die Nähe auf Distanz. Das heißt, es gibt eine ganz klare Regelung. Für eine gewisse Zeit liegt meine Aufmerksamkeit bei der Frau oder dem Paar und danach geht jeder wieder seinen eigenen Weg«, erzählt Nick.
Nur 10 Prozent seiner Buchungen kommen von Paaren, die anderen 90 Prozent sind von Frauen. Nick hat Kundinnen im Alter zwischen 18 und 68 Jahren. Die meisten Buchungen kommen allerdings von Frauen zwischen 40 und 55 Jahren. Viele der Frauen sind bereits geschieden und bringen daher eine gewisse Lebenserfahrung mit. Nick erklärt, daß alles in einem geschützten Raum stattfinde. Eine seiner älteren Kundinnen bezeichnet die Buchungen mit ihm sogar als »Kurzurlaub«. Es ist für sie sozusagen ein Entkommen aus dem Alltag, indem der Fokus ausschließlich bei ihr liegt.
Die meisten seiner Klienten sind Stammkundinnen, die ihn teilweise schon fast ein Jahrzehnt lang kennen.
Obwohl die meisten seiner Kundinnen geschieden oder Single sind, hat Nick auch manchmal Buchungen von verheirateten Frauen. In einigen Situationen wissen die Ehemänner darüber Bescheid. Der Grund ist oft ein körperliches oder psychisches Problem des Ehemannes. Er kann sich dadurch nicht mehr so um seine Frau kümmern, wie er es gern möchte, sagt Nick. Allerdings gibt es auch Buchungen verheirateter Frauen, bei denen der Mann nicht Bescheid weiß. Nick erzählt von einer Frau, die lange von ihrem Mann vernachlässigt wurde. Die Sexualität in der Beziehung blieb auf der Strecke. Jetzt kann sie seine Nähe nicht mehr ertragen und bucht einen Callboy, um nicht ganz auf körperliche Nähe verzichten zu müssen.
In seinen 14 Jahren als Callboy hat Nick sich verändert und weiterentwickelt. Er habe mittlerweile ein größeres Verständnis für verschiedene Situationen und er bekomme durch seine Tätigkeit viel Lebenserfahrung und einen Blick hinter die Kulissen.
Die meisten seiner Klienten sind Stammkundinnen, die ihn teilweise schon fast ein Jahrzehnt lang kennen. Es ist jedoch ein Kommen und Gehen, je nachdem wie sich die Lebenssituationen verändern. Da er manche Kundinnen schon so lange kennt, baue sich eine gewisse Vertrautheit auf. Nick erklärt, daß er sozusagen verschiedene Beziehungen führe. Eine Beziehung hat Nick aber auch in seinem Privatleben, nämlich eine private Beziehung.
»Wenn sie ein Problem mit meiner Arbeit hätte, wären wir nicht zusammen.«
Wie geht seine Partnerin mit seiner Tätigkeit um?
»Wenn sie ein Problem mit meiner Arbeit hätte, wären wir nicht zusammen«, sagt Nick. Er trennt dabei ganz klar Job und Privatleben und erklärt, daß er eine gewisse Stabilität in seinem Leben braucht. Er bezeichnet seine Beziehung als »emotionalen Anker«. Nick hat gerne eine Gesprächspartnerin, die ihm eine andere Sichtweise aufzeigen kann. Doch wird seine Freundin nie eifersüchtig? Nick erklärt, daß seine Freundin nicht eifersüchtig sei, weil sie weiß, daß er etwas Gutes tue. Wenn die beiden zusammen sind und Nick eine Buchung hat, wünscht sie ihm sogar viel Spaß. Grund für Eifersucht gebe es nur dann, wenn er die Beziehung vernachlässigen würde. Dabei zeigt Nick seiner Partnerin gerne in kleinen Gesten, daß er dies nicht tut.
Auf die Frage, was Sex für ihn persönlich bedeutet, antwortet Nick: »Es ist ein Ausdruck meiner Körperlichkeit. Es ist wie Tanzen, Musik, Farben, die Natur. Ein Ausdruck meiner selbst, fast so wie Poesie.«
Worauf sollte man achten, wenn man selbst in Betracht zieht, als Callboy tätig zu werden?
Nick sagt, es sei wichtig zu wissen wie man auf Frauen wirke. Notgeilheit oder Geldnot seien außerdem schlechte Ratgeber. Es sei wichtig einen guten Partner und Ratgeber wie zum Beispiel das deutsche Callboy-Verzeichnis zu haben. Dort kann man sich anmelden und Unterstützung erhalten. Nick führt selbst Portale in der Schweiz und steht zudem Interessenten gerne mit Rat und Tat zur Seite. Er sagt, es sei außerdem wichtig viele Fragen zu stellen und neugierig zu sein. Das Wichtigste auf dem Weg zu einem guten Callboy sei allerdings, daß man gut bei den Frauen ankomme und man gut mit ihnen umgehen könne.
Eros und Psyche – Der Podcast
»Für manche Frauen bin ich wie ein Kurzurlaub«
Die Tätigkeit eines Callboys: Was steckt dahinter? Interview: Michal Hulik…
Interview
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- Aufgezeichnet
- 14.07.2020
- Veröffentlicht
- 04.09.2020