»Sex auf der Kapellbrücke wäre geil«

»Sex auf der Kapellbrücke wäre geil«

Wenn Frauen sich einen Callboy buchten, wüßten sie genau, was sie wollen, sagt ein Profi. Vor lauter Arbeit erlitt ein Callboy gar ein Burn-out.

Text: Jacqueline Straub / Video: Simon Wespi
(www.20min.ch)

Nick Laurent (40) ist ein alter Hase im Callboy-Business. Seit elf Jahren beglückt er Frauen durch seine Anwesenheit und bezahlten Sex. »Ich biete eine Dienstleistung an«, sagt Nick, der mit ganzer Leidenschaft Callboy ist, sich aber nicht als männliche Prostituierte bezeichnet. Er bestätigt, daß immer mehr Frauen für Sex zahlen. »Früher waren es weniger Anfragen. Inzwischen muß ich mehr Anfragen absagen, als ich Aufträge annehmen kann.« Ein befreundeter Callboy habe durch die Vielzahl von Buchungen sogar ein Burn-out erlitten.

Damit dies Nick nicht passiert, steuert er selber, wie viele Aufträge er annimmt. »Ich halte mich exklusiv«, weshalb er inzwischen nur noch ein bis drei Kundinnen pro Woche annehmen würde. Davon könne er gut leben. Der Callboy lebt in Baden, hat Kundinnen in der ganzen Schweiz, oft ist er in der Innerschweiz beruflich unterwegs.

Frauen wissen, was sie wollen

Es gebe verschiedene Gründe, warum sich Frauen einen Callboy nehmen. Manche wollen »keinen Beziehungsstreß« oder wollen etwas Neues ausprobieren. Andere würden von ihren Partnern vernachlässigt. Frauen, die einen Callboy buchen, seien aber nicht verzweifelt, sondern wüßten genau, was sie wollen. Ab und zu komme es vor, daß Frauen sich in einen Callboy verlieben. In diesem Fall muß er klare Grenzen setzen – oder es kommt ganz anders: »Meine Partnerin war einst meine Kundin.« Mit ihr zusammen hat er ein Buch über das Leben an seiner Seite und das Callboy-Dasein geschrieben.

1850 Franken für eine Nacht

Schneller Sex auf der Autobahnraststätte oder im Freien sei bei Frauen nicht beliebt. Er selber hat durchaus einen Outdoor-Traum: »Sex auf der Kapellbrücke wäre schon mal ziemlich geil!« Nick wird jedoch vor allem für gemütliche Stunden daheim gebucht. Und da zahlt frau für die ersten 60 Minuten 350 Franken, jede weitere Stunde verlangt Nick 250 Franken. Für 1850 Franken gibt es den käuflichen Begleiter für eine ganze Nacht. »Es kommt auch immer wieder vor, daß ich für eine Woche mit einer Kundin Skifahren gehe oder nach Mallorca fliege.« Was dieser Spaß kostet, will Nick nicht verraten.

Nicht nur Sex, sondern auch das »Ganze herum«

Auch das Gespräch und das »ganze Drumherum« sei wichtig. »Die Chemie zwischen der Kundin und mir muß stimmen.« Dies sei auch ein Grund, warum Frauen sich einen Callboy nehmen. »Sie wollen sich mit jemandem austauschen und den Sex genießen.« Im »Job-Sex« gehe es nicht um seine Sexualität. Dort gebe er viel. »Im Privaten bin ich auch manchmal egoistisch.«

18-Jährige wollte sich entjungfern lassen

Direkt bei der Anfrage merke Nick Laurent, ob eine Frau zu ihm passe und er sich mit ihr trifft. »Das hat mit der Persönlichkeit zu tun. Nichts mit dem Aussehen.« Seine Kundinnen sind im Alter von 18 und 60 Jahren. Der größte Teil ist zwischen 45 und 55 Jahre alt. »Meist Businessfrauen«, sagt der Callboy, der sich mit Sport und veganer Ernährung fit hält. Eine seiner Stammkundinnen beglückt Nick seit bereits neun Jahren. Einmal habe der Callboy eine Anfrage von einer 18-Jährigen erhalten. »Sie wollte sich von mir entjungfern lassen.« Er nahm die Anfrage an.

Ein »lustiges Erlebnis« hatte Nick vor ein paar Jahren bei einem Junggesellinnen-Abschied. In einer fahrenden Limousine strippte der Callboy auf dem Boden kriechend. »Ich liebe meinen Job«, sagt er und fügt hinzu: »Solange ich Spaß an meiner Arbeit habe, werde ich Callboy bleiben.«

Callboy erzählt: »Sex auf der Kapellbrücke wäre geil« (MP4, 62’360’685 Bytes)

Interview

Zeitung
20 Minuten
Ausgabe
Online am 25.09.2017 / Print am 26.09.2017